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Kristin Peukert7/10/23

Nr.2 - Eine zweite Sprache ist wie eine zweite Seele

Ein Paar, zwei Sprachen

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In welcher Sprache verständigt ihr euch als interkulturelles Paar?

Wie drückst du deine Liebe mit Worten aus?

Wie kommunizierst du im Ausland?


Bilinguale Paare bringen zwei verschiedene Sprachen in ihre Beziehung ein. Es gibt viele Paare, die anfänglich Englisch als dritte Sprache für ihre gemeinsame Kommunikation nutzen. Wenn das Paar Kinder hat und in einem Land lebt, das weder die Heimat des Vaters noch die Heimat der Mutter ist, kommt die Sprache der Umgebung hinzu. Diese Kinder wachsen als Third-Culture-Kids oder Drittkulturkinder auf und sie lernen ganz natürlich beide Muttersprachen der Eltern.


Sprache macht einen beachtlichen Teil deiner Identität aus und bindet dich an eine Kultur. 80 Prozent der Mehrsprachigen fühlen sich anders, wenn sie die Sprache wechseln. Wenn du in einer Fremdsprache sprichst, hat das einen Einfluss auf deine Persönlichkeit. Vielleicht entdeckst du neue Anteile in dir oder eignest dir einen anderen Sprachstil, anderes Tempo oder andere Sprachmelodie an. Vielleicht wirkst du selbstsicherer oder schüchterner in deinem Auftreten. In manchen Sprachen, wie Englisch, kann es dir als Deutsche oder Deutscher leichter fallen, Smalltalk zu führen. Es gibt Untersuchungen, die sogar zeigen, dass Leute sich weniger scheuen in einer fremden Sprache über Tabus, negative Gefühle oder unangenehme Dinge zu sprechen, laut dem Soziolinguistiker Jean-Marc Dewaele. Das kann daran liegen, dass sie weniger identifiziert sind mit der Zweitsprache und diese als emotional unbelasteter empfinden. Sie gehen unbeschwerter an die Kommunikation heran.


Unvermeidliche Missverständnisse, aber eine große Portion Kreativität


Triffst du jemanden aus dem Ausland, dann wirst du an dieser Person nicht alles auf Anhieb verstehen. Den Charakter erkennst du nicht sofort, besonders dann, wenn du die Person in seiner/ihrer Muttersprache reden hörst.

Es wirkt aufregend, ungewiss und geheimnisvoll auf dich. Sobald in die englische Sprache gewechselt wird, spricht dein Partner/deine Partnerin viel ruhiger, manchmal unbeholfener, kindlicher, auch das kann die Attraktivität steigern.


Wenn sich dir die Worte nicht erschließen, achtest du wahrscheinlich mehr auf Äußeres, wie Körperhaltung, Position der Hände, Stimmlage, klingende Laute und Betonung und du liest mehr aus der Mimik oder den Augen. Diese sprachliche Besonderheit und die Neugier auf das Unbekannte macht die Anfangsphase eurer Beziehung sicherlich ziemlich spannend und abwechslungsreich.


Sofern Englisch eine gemeinsame Fremdsprache für euch beide ist, steht ihr vor den gleichen Herausforderungen, eure Absichten klar und verständlich auszudrücken. In manchen Fällen kann ein Partner/eine Partnerin in einer Sprache dominanter oder fähiger sein. Lernt z.B. einer der Partner die Muttersprache des/der Anderen, wird er oder sie oft unterlegen bleiben, denn eine neue Sprache wird nie gänzlich perfekt beherrscht.

Dies ist ein Ungleichgewicht in eurer Kommunikation, denn dein Partner/deine Partnerin, der/die die Sprache noch nicht fließend beherrscht, fühlt sich unsicherer und es fällt ihm/ihr schwer, die eigenen Bedürfnisse angemessen auszudrücken.


Eine liebevolle Umarmung braucht keine Worte


Nach und nach kann es in deiner Beziehung frustrierend für dich sein, wenn dir in einer Auseinandersetzung die richtigen Worte fehlen. Es kommt häufig vor, dass ein Streitgespräch aufgrund der Sprachbarriere abgebrochen wird. Beschwerden werden gar nicht erst geäußert und an anderer Stelle mit einer vertrauten Person in der Muttersprache besprochen. Wörter können nicht ausreichend übersetzt oder falsch interpretiert werden. Bei heftigen Gefühlen wie Wut rutschen meistens unüberlegte Ausdrücke und Laute in der eigenen Sprache heraus, die der/die Andere nur erahnen kann.


Komplexe Themen können nur unzureichend besprochen und Situationskomik oder Humor der fremden Kultur kaum verstanden werden. Dann sitzt und lachst du für dich allein beim Anschauen der Youtube-Videos deutscher Comedians wie Markus Krebs, Deutschlehrer Schröder oder Jürgen von der Lippe. Meine Französischkenntnisse reichen auch nicht aus, um die Witze der berühmten Marokkaner Jamel Debbouze oder Gad Elmaleh zu verstehen.


All das sind die großen und kleinen Hürden in binationalen Partnerschaften. Denke daran, zwischendurch schlichtweg mit Körpersignalen zu kommunizieren - Worte sind nicht alles.


Zeige, dass du die originale Sprache deines Mannes/ deiner Frau wertschätzt


Es ist umso wichtiger, dass ihr euch gegenseitig mitteilt, was ihr fühlt und denkt, dabei eure Emotionen so gut es geht beschreibt. Oft helfen Bilder oder Videos aus dem Internet, Redewendungen, Liedtexte oder einzelne Wörter aus der Muttersprache der anderen Person, um Gedanken zu verdeutlichen.


Seid ehrlich, hört einander aufmerksam zu und wiederholt mit eigenen Worten, was bei euch akustisch ankommt. Vermeidet Annahmen und fragt besser direkt nach.

Schau dir den Sprachstil der anderen Person genau an: Ist dieser direkt oder indirekt, effizient oder verallgemeinernd, dramatisierend oder schroff. Du wirst sicher emotionaler als sonst reagieren. Sei dir deshalb bewusst, dass du schneller getriggert werden kannst, weil du an sprachliche Grenzen stößt und dein nonverbaler Kanal die Oberhand haben wird.


In Marokko dominieren zwei offizielle Sprachen, Arabisch und Französisch, dazu kommt der eigentliche gesprochene Dialekt Darija sowie die Berbersprache. Für mich gehört das „Safi“ fest zu meinem Wortschatz und es bringt Dinge besser auf den Punkt als irgendein deutsches Wort.


Solltest du dich in marokkanischer Kultur bewegen, dann gehören die Wörter ''habibi'' (Liebling), ''xuya'' (Bruder), "xti" ( gespr. /ochti/ - Schwester) und "moshkila'' (ein Problem) fest in dein Repertoire.


Mein Mann kreiert gern neue Verben mit einem englischen Teil, angelehnt an die deutsche Endsilbe -ieren und spricht davon, Eiscreme zu fancyrieren oder die Wohnung im Sommer zu coldirieren. Auch die Wörter “heiß“, „fertig“ und “Scheiße“ dürfen in seinem Sprachgebrauch nicht fehlen. So wird jedes Paar die Muttersprachen gegenseitig kreativ verbinden, Wortneuschöpfungen und sprachliche Codes bilden, die niemand außer sie beide versteht.


Eines ist sicher: Es bleibt spannend zwischen binationalen Paaren! Ihr kommunikativer Austausch wird stets aufrecht erhalten werden, denn sie müssen sich oft von Neuem erklären, die immer gleichen, ungeklärten Themen neu aufrollen und sich kreativ in fremder Sprache ausdrücken.

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